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Vereinsgeschichte Holzwickede

(Text und Bilder: Dr. E.-M. Eden, Holzwickede)

Die Vorstellung der  Vereinskultur in Holzwickede ist wegen seiner Vielfältigkeit sicherlich ein besonderes Unterfangen und damit auch auf die „Mitarbeit“ von  interessierten Bürgern angewiesen.

Gleich die ersten drei Abbildungen sollen zu diesem Menüpunkt eine Einführung geben. Auch wenn aktuell noch zahlreiche Vereinsstrukturen in Holzwickede vorhanden sind, war sicherlich die Zahl im Ãœbergang vom 19. zum 20. Jahrhundert noch ausgeprägter und vielfältiger. Kino, Fernsehen und sonstige heute übliche „Events“ gab es nicht, man traf sich unter Gleichgesinnten sowohl aus und auf der beruflichen, religiösen, sportlichen oder  musikalischen  Ebene und hatte natürlich auch ein entsprechendes Vereinslokal.

Abgebildet ist der Evangelische Knappen-Unterstützungs-Verein–Holzwickede im Jahr 1897.

Sicherlich ist hier der Bergbau involviert und in dem Ständer sind Schlägel, Hammer und eine Grubenlampe noch zu erahnen.

              

Die Frage nach dem Aufnahmeort des Bildes konnte geklärt werden. Das Bild dokumentiert rechts das Gebäude von Friedrich Jacques  an der damaligen Kaiserstraße 2 und wurde vor  3 Jahren im Rahmen der neuen Emscherunterführung auf der Hauptstraße abgerissen. Der linksseitig angeschnittene Gebäudeteil war der Saalbau von Jacques  noch mit sichtbarem Fachwerk und dokumentiert den Standort der heutigen Gaststätte BAMBUS GARTEN.

Das Transparent Glück Auf! wurde  links neben der Eingangstür zur alten Gastwirtschaft und Bäckerei  im Fenstergesims angebracht. Der folgende Bildausschnitt zeigt dazu  noch eine Ansicht mit einem Pferdefuhrwerk (starke Vergrößerung).

 

                           

In der obigen Ansicht vor 1907 ist der Saalbau noch nicht zum heutigen „Bambus Garten“ umgebaut  und  noch das Fachwerk erkennbar. Die folgende Ansicht zeigt den nun verputzten Saalbau ebenfalls vor dem Umbau. Der Gasthof von Jacques  hat einen neuen Besitzer Heinrich Pforr gefunden, wie es in der neu hergerichteten  Hausfassade  dekorativ  ausgewiesen ist.

                   

Während also der Ort des Vereinsbildes keine Rätsel aufgibt, wären weitere Informationen zum vorgestellten Verein wünschenswert und sind erbeten.

Turngemeinde Holzwickede

Vom Barren zum Badminton

Wie die Turngemeinde Holzwickede eine Familie durch die Generationen begleitet

Herta Becker wurde am 14. Dezember 1907 in ihrem Elternhaus Friedrichstraße 27 in Holzwickede geboren. Ihr Großvater Simon Stock hatte das Gebäude 1898 errichten lassen. Herta Becker besuchte die Präparandenanstalt an der Rausinger Straße und war in ihrer Freizeit sportlich sehr aktiv. Als aktives Mitglied in der Turngemeinde Holzwickede kümmerte sie sich besonders um den Turnnachwuchs des Vereins.

                 

Das genaue Datum des vorliegenden Fotos ist nicht bekannt. Die Aufnahme mit Herta Becker als Übungsleiterin und den acht jungen Damen vor dem Barren dürfte wohl Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entstanden sein. Vielleicht erkennt ja der eine oder andere Holzwickeder noch eine Person auf diesem Bild.

Herta Becker heiratete - wen wundert’s  - einen wie sie sehr sportbegeisterten Holzwickeder. Der Schlosser Walter Brechmann wohnte an der Bahnhofstraße, war ebenfalls Turner - und natürlich auch in der Turngemeinde Holzwickede aktiv. Kurz nach der Hochzeit im April 1933 zog das junge Paar nach Gelsenkirchen – der Arbeit wegen. Walter Brechmann war einer von vielen, den die Bahn in jener Zeit entlassen hatte. Als Maschinensteiger fand er auf dem Bergwerk Ewald eine berufliche Zukunft. Herta Becker engagierte sich ehrenamtlich in der Frauenarbeit. Mehr als 40 Jahre leitete sie die Frauenhilfe sowie den Frauenchor und wurde dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Familie blieb in Gelsenkirchen, das Haus in Holzwickede aber weiter in ihrem Besitz.

Es sollte 51 Jahre und zwei Generationen dauern, ehe Nachkommen der Gründerfamilie von 1898 wieder an die Friedrichstraße zurückkehrten. 1984 gingen Ulrich und Regina Laibacher den Weg zurück von Gelsenkirchen nach Holzwickede. Ulrich Laibacher - Enkel von Herta Brechmann und Sohn von Egon und Inge Laibacher, geborene Brechmann – und Regina hatten in dem Jahr geheiratet und richteten sich in dem alten Familienbesitz neu ein. Heute lebt die Familie mit den drei Söhnen Arne (25), Lars (23) und Malte (19) sowie Ulrichs Mutter Inge (78), die vor vier Jahren ebenfalls von Gelsenkirchen nach Holzwickede zog, an der Friedrichstraße 27.

Damals wie heute immer dabei: die Turngemeinde Holzwickede. Vier der fünf Familienmitglieder der fünften und sechsten Generation am Stammsitz Friedrichstraße gehören dem Verein an. Und sind außer Hobbysportler Ulrich (54) noch im Wettkampfgeschehen aktiv. Nicht mehr am Barren, wie damals Herta Becker und Walter Brechmann, sondern auf dem Badmintonfeld engagieren sich Regina (52) als Übungsleiterin und Mitglied der 3. Mannschaft, Arne ebenfalls in der 3. Mannschaft und Lars als Jugendtrainer und Spieler der 2. Mannschaft heute für die Turngemeinde.

Und auch Malte, der Jüngste, hat seine sportlichen Wurzeln in der TGH. Dort hatte er seine ersten Aufschläge absolviert und bis 2004 gespielt. Dann entdeckten Landestrainer das Talent des Holzwickeders und holten ihn in den NRW-Kader. Erfolge inklusive. Als U-19-Spieler wurde Malte  Laibacher zuletzt Westdeutscher Meister und zweifacher Deutscher Vizemeister im Einzel und im Doppel. Im Herbst 2011 nahm der Jugendnationalspieler an den Jugend-Weltmeisterschaften in Taiwan teil. Um Ligapunkte kämpft Malte Laibacher schon lange bei den Senioren. Zurzeit spielt er bei seinem aktuellen Verein BC Hohenlimburg in der 2. Bundesliga.

Seine Urgroßmutter hätte sicher ihre Freude daran gehabt. Erlebt hat sie die Rückkehr ihrer Nachkommen in die große Sportfamilie der TGH nicht mehr. Herta Brechmann starb am 28. März 1988 und wurde in der Familiengruft

Fortsetzung folgt.