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24.02.2022
Von: AH

"Vereinslokal" für 30 Mark


1894: 30 Mark für das Vereinslokal

HOLZWICKEDE. Passend zur zweiten Auflage des Holzwickeder Kneipenbuchs, das derzeit in Holzwickeder Geschäften und vom Historischen Verein verkauft wird, haben die Ortshistoriker ein interessantes Detail aus der Geschichte der Beziehungen zwischen Vereinen und deren Stammkneipen gefunden: Zum Ausgang des 19. Jahrhunderts haben Holzwickeder Wirte dafür bezahlt, als Vereinslokal ausgewählt zu werden.

"In einem alten Protokollbuch des TV Jahn sind über Jahre Zahlungen des damaligen Vereinswirts belegt", so Andreas Heidemann, der Anfang dieses Jahres zwei historische Protokollbücher der heutigen TG Holzwickede digitalisieren konnte.

Die Stelle aus der Mitgliederversammlung des Vereins vom 21. Januar 1894 lautet:

"Pkt 3. Lokalfrage.
Vom bisherigen Vereinswirth Fr. Höing wurde erklärt, daß er wie bisher 30 Mk jährlich zahlen wolle. Sämtliche anwesende Mitglieder waren einverstanden, daß das Vereinslokal für den abgegebenen Preis beim Wirth Fr. Höing verblieb."

Diese Praxis bestand also schon vor 1894 und ist auch danach weiter belegt. Erst ab 1902 tauchen keine Informationen zu Zahlungen des Vereinswirts mehr auf. Die 30 Mark von damals entsprechen heute einer Kaufkraft von über 200 €. Durch Getränke und Verzehr bei regelmäßigen Vereinsversammlungen sowie Kneipenbesuchen von Vereinsmitgliedern und deren Familien hatte der Wirt diese Ausgaben sicher mehrfach zurückbekommen. Heute sieht die Kneipenwelt für die Vereine anders aus. Die Kneipen sind rar geworden und die Einladungen zu Mitgliederversammlungen in der Zeitung zeigen, dass viele Vereine mit ihren Versammlungen in Räumlichkeiten außerhalb von Gaststätten ausweichen müssen.

Für den Verein war der Betrag damals nicht unerheblich. Aus einem ebenfalls digitalisierten Kassenbuch gehen für 1913 Jahresausgaben des Vereins von knapp 150 Mark hervor. Wenn wir ein ähnliches Jahresbudget auch für 1894 annehmen, finanzierte der Wirt etwa 20% der gesamten Vereinsausgaben.

Das damalige Vereinslokal des "Fr. Höing" stand an der Stelle der heutigen Bahnhofstr. 10. Die letzte Gaststätte an diesem Ort bestand unter dem Namen "Emscher Hof".

Das hier zugrunde liegende Protokollbuch ist Teil einer Digitalisierungskampagne des Historischen Vereins. In digitalisierter Form können die Inhalte der Protokollbücher für die Zukunft erhalten und interessierten Heimatforschern zur Verfügung gestellt werden, ohne die historischen Bücher selbst anschließend noch zur Hand nehmen zu müssen. Das schont einerseits die wertvollen alten Urkunden und Bücher und hilft, sie  für die Nachwelt zu erhalten. Andererseits wird die lokale Forschung wesentlich erleichtert, wenn rund um die Uhr der Online-Zugang möglich ist, statt auf Archiv-Öffnungszeiten warten zu müssen. "Moderne Heimatforschung funktioniert dadurch auch im Homeoffice", ist Andreas Heidemann stolz auf die bisher geleistete Digitalisierungsarbeit.




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