OPHERDICKE. "Mordbahnhof" Holzwickede, das ist kein neuer Kriminalroman, sondern der Begriff taucht im Dezember vor 130 Jahren im Protokoll des Opherdicker Gemeinderats auf. Im Streit mit der Gemeinde Holzwickede um den Standort eines zu bildenden Standesamtsbezirks wird der damals offenbar teilweise öffentlich benutzte Name als Argument gegen den Sitz des Standesamtes in Holzwickede eingebracht.
In der Tat ist der Bahnhof damals ein gefährliches Pflaster gewesen. Über den Todesfall der jungen Opherdicker Lehrerin Koberg ein Jahr zuvor ist im Zeitungsarchiv der Tremonia (heute Ruhr-Nachrichten) nachzulesen. Diese Zustände waren offenbar auch der Grund für den Bau der eisernen Fußgängerbrücke und später der Untertunnelung der Bahntrasse durch die Nordstraße (1911). Sogar im preußischen Landtag waren die Zustände auf dem Bahnhof ein Thema. "In den letzten Jahren sind allein 4 Personen dort todt gefahren worden, so daß dieser Bahnhof schon im Munde des Volkes den Namen der Mordbahnhof bekommen hat.", so der Abgeordnete Freiherr von Schorlemer-Ulst am 20. Februar 1886.
Der Streit um den Sitz des Standesamts wurde damals übrigens einige Monate später "salomonisch" dadurch geschlichtet, dass sowohl Opherdicke als auch Holzwickede jeweils Sitz eines Standesamtsbezirks wurden.
Im gleichen Monat vor 130 Jahren wurden im Gemeinderat Wegereparaturen besprochen, die Wahl eines Fleischbeschauers vorbereitet und auch der Anschluss an eine öffentliche Wasserleitung war Thema des Opherdicker Gemeinderats.
Fünf Jahre jünger, also 125 Jahre alt, ist das Auftauchen von Feuerlöscheimern im Protokoll. In Dellwig wurden damals als Ersatz für verschlissene Eimer sechs neue lederne Feuerlöscheimer mit der Aufschrift "G. Oph." zum Preis von 6 Mark (heute knapp 40 Euro) beschafft. Vor 135 und 140 Jahren ist im Dezember nichts bemerkenswertes im Protokoll aufgetaucht.
Der Historische Verein verfügt über eine Kopie von Opherdicker Gemeinderatsprotokollen aus dem Zeitraum August 1877 bis zum November 1895. Wir wollen den schwer lesbaren handschriftlichen Text in deutscher Kurrentschrift ("Sütterlin") nach und nach durch Transkribieren heute wieder lesbar machen und veröffentlichen hier zeitlich passende Auszüge der Sitzungsprotokolle.
Die in diesem Bericht verwendeten Transkripte sind ebenso wie die jeweiligen Originaldokumente im Bild über den DFG-Viewer abrufbar. Die jeweiligen Links finden sich unter diesem Artikel.
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