HENGSEN. Solange die Heimatstube geschlossen ist, wollen wir an dieser Stelle unser Bildarchiv stückchenweise öffnen. Wir versuchen uns an einer Serie: "Holzwickede in Postkarten". Es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche Motive aus Holzwickede im Laufe der Zeit auf Postkarten verewigt wurden. Dabei sind nicht immer nur die "Standardmotive" von Postkarten, wie Bahnhof, Rathaus und Kirchen vertreten.
Die frühesten Postkarten waren Lithografien, da die Fotografie noch nicht so weit war, Fotos mengenweise als Postkarten herzustellen oder gar zu drucken. Wir fangen mit einer entsprechend alten Postkarte an:
Die erste Karte kommt als Zusammenstellung verschiedener wichtiger Holzwickeder Institutionen daher, wir sehen in der linken Kartenhälfte von oben nach unten: die Präparande und das Hellweger Erziehungshaus im Blick von Süden, die damalige Post an der Königstraße (heute Stehfenstraße) im Blick von Süden und der Gasthof "Zum deutschen Kaiser", auch als Gaststätte Böhle bekannt, im Blick von Osten.
Die rechte Seite der Postkarte ziert oben eine Panorama-Zeichnung von Holzwickede. Der übrige Platz der Postkarte ist frei. Damals war eine Seite der Postkarte vollständig für die Adresse und für Postvermerke reserviert. Textnachrichten an den Empfänger waren der anderen Seite vorbehalten. Das blieb auch bei den ersten Bildpostkarten so. Zusätzlich zu den Bildern musste Platz für die Textnachricht vorhanden sein.
Bemerkenswert am Panorama auf dieser Postkarte ist das Fehlen der Holzwickeder Kirchtürme. Das gibt uns einen guten Hinweis auf das Mindestalter der Postkarte, denn die Kirchen in der Ortsmitte entstanden beide kurz nach 1900 (1903/1904 wurde die Liebfrauenkirche errichtet, 1905 bis 1907 die evangelische Kirche am Markt).
Auch die Zeichnung der Post hilft beim Datieren. Von 1896 bis 1945 befand sich die Post in diesem Gebäude. Für die Entstehung der Postkarte können wir also den Zeitraum 1896 - 1904 ansetzen. Wikipedia schreibt zur Geschichte der Postkarte: "Ab etwa 1896 setzte sich die Ansichtskarte, nicht zuletzt durch die Nutzung neuerer Druckverfahren, im großen Stil durch. Ab dieser Zeit wurde hauptsächlich das mehrfarbige Druckverfahren der Chromolithografie verwendet". Wir haben also eine damals hochmoderne Postkarte vor uns: eine mehrfarbige Farblithografie. Auch der Verleger begann damals seine Karriere: diese Karte ist noch mit "Heinrich Cramer, Dortmund" gekennzeichnet und trägt die Nummer 113. Daraus wurde später der bundesweit bekannte Postkartenverlag CeKaDe.
Die Einzelheiten des Panoramabildes sind noch nicht alle zufriedenstellend geklärt. Das Gebäude rechts scheint die Präparandenanstalt mit Blick aus Norden zu sein. Dahinter sieht man Fördergerüst und Schornsteine der Zeche Caroline. Links hinten ist dann vermutlich Opherdicke zu sehen. Dort findet sich aber nur ein Kirchturm und eine Stange oder ähnliches. Schon 1893 war aber der rechte kleine Bau der Vorläuferkirche von St. Stephanus durch den heutigen Bau ersetzt, so daß in Opherdicke zwei Kirchtürme zu erwarten wären. Wer hier Ideen zur Aufklärung hat oder andere Anmerkungen zur dargestellten Postkarte oder diesem Artikel, der melde sich per E-Mail bei info(at)geschichtswerkstatt-holzwickede.de.