HOLZWICKEDE. Noch ist das Rätsel um das Alter der Eiche nicht vollständig gelöst. Die bislang verfügbaren Informationen fassen wir hier einmal zusammen.
Die Eiche hat einen frisch vermessenen Umfang von 395 cm in Brusthöhe. Für das Wachstum von Eichen gibt es unterschiedliche Faustformeln, bei frei stehenden Eichen gilt der Wert 2,5 cm Umfangssteigerung pro Jahr. Damit wäre das Alter auf ca. 158 Jahre zu schätzen. Bei besonders guten Bedingungen können gerade frei stehende Eichen aber auch noch schneller an Umfang zunehmen. Einer Arbeit von Uhl et.al. an der TU München aus dem Jahr 2006 entnommene Maximalwerte für Durchmesserwachstum lassen aber immer noch auf ein Mindestalter von über 100 Jahren schließen.
Auf Luftbildern des Jahres 1926, die der Regionalverband Ruhr August 2015 im Internet veröffentlicht hat, ist deutlich zu sehen, dass an der entsprechenden Stelle kein Baum steht. Eine stattliche Eiche, die nach der Umfangsfaustregel zu dem Zeitpunkt schon um die siebzig Jahre alt sein müsste, würde auffallen. Ein Zeitzeuge, der 1950 regelmäßig den Ölpfad mit dem Kinderwagen entlang ging, erinnert sich an eine Eiche "von ca. 10-15 Jahren". Das würde auf 1935-1940 als Keimjahr schließen lassen.
Per E-Mail befragt äußerte sich ein Wissenschaftler bei der Fortverwaltung Baden-Württemberg (ForstBW): "Bei einem mittleren jährlichen Durchmesserzuwachs von etwas unter 1 cm würde man bei Eiche tatsächlich luxurierendes (eher unwahrscheinliches) Wachstum unterstellen. Da hilft m.E. nur eines: Bohren! [...] was für eine Eiche mit einem sogenannten „Zuwachsbohrer“ eigentlich völlig unproblematisch ist."
Damit scheint die Eiche tatsächlich ein rekordverdächtig schnell wachsendes Exemplar bei zugegebenermaßen idealen Wachstumsbedingungen zu sein: Seit der Keimung hatte die Eiche am Standort keine Lichtkonkurrenz und die Flurkarte Nr. 04 von 1910 verzeichnet dort einen Graben oder Wasserlauf. Licht und Wasser sind nach den Angaben in der Literatur die entscheidenden Wachstumsfaktoren einer Eiche.
Anfragen bei der Nabu-Ortsgruppe Holzwickede und bei Waldwissenschaftlern in Arnsberg sind derzeit noch offen. Letzte Klarheit würde wohl tatsächlich nur eine Untersuchung mit einer Bohrung im Baum bringen können, um dann die Jahresringe zu zählen.
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